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Von der
Geschlechtersensibilisierung über das
Gender-Mainstreaming zur Geschlechtergerechtigkeit als
Teil des Diversity-Managements
Die Herbeiführung
geschlechtergerechter Beteiligungsmöglichkeiten als Ziel
sowie das Gender-Mainstreaming als der Weg dahin
befassen sich mit der Geschlechterdifferenz und den sich
hieraus ergebenden möglichen Diskriminierungen. Das Ziel
ist eine Sensibilisierung der Einzelnen und die
Umsetzung von Chancengleichheit zwischen Frauen und
Männern.
Es gibt jedoch eine große Anzahl weiterer möglicher
Diskriminierungen aufgrund anderer Merkmale wie z.B.
schwarz - weiß, behindert - nicht-behindert -
westdeutsch, ostdeutsch, die die Geschlechterfrage
beeinflussen oder gegebenenfalls überdecken. Gemeinsam
all dieser möglichen Unterdrückungsmechanismen ist Macht
und die Machtstrukturen, die sie vermitteln. Macht kommt
dann z.B. als Mehrheitsmeinung gegenüber einer
Minderheit zum Ausdruck.
Der Diversity-Management-Ansatz ist vor allem in den USA
verbreitet, obwohl hier Gender-Mainstreaming als
politische Strategie nicht diskutiert wird.
Der Diversity-Management-Ansatz bezieht sich auf die
Bewusstmachung und Verhinderung von Diskriminierungen
aufgrund der Verschiedenheit (diversity) zwischen den
Menschen. Der Ansatz steht in engem Zusammenhang zu so
genannten Social-Justice-Trainings, die die Vermittlung
von sozialer Gerechtigkeit (social justice) zum Ziel
haben. In diesem Zusammenhang ist die Anerkennung von
Verschiedenheit zwischen den Menschen eine der
Grundlagen. Die Einzigartigkeit jedes Menschen, die
Anerkennung seiner individuellen „Eigenschaften“ und
seiner einzigartigen Entwicklung sind Aspekte dieses
Ansatzes, die auf einem humanistischen Menschenbild
fußen.
Social-Justice-Trainings knüpfen an die „Pädagogik der
Unterdrückten“ von Paulo Freire an und werden in den USA
seit den achtziger Jahren praktiziert.
Wesentlicher Grundgedanke des
Diversity-Management-Ansatzes ist dass alle Mitglieder
der Gesellschaft gleichberechtigt sind und an den
materiellen und ideellen Ressourcen der Gesellschaft
teilhaben sollten. Ziel des Trainings ist die
Vermittlung von Selbstbestimmung und die Erkenntnis,
dass alle Mitglieder der Gesellschaft sowohl Täter wie
auch Opfer von Diskrimierungsprozessen und Unterdrückung
sind. Diese Prozesse sollen analysiert und die
TeilnehmerInnen sensibilisiert werden. Basis des
Diversity Training ist die Bewusstmachung von
individuellen Lernprozessen auch über verschiedene
Phasen der individuellen Entwicklung und der Bedeutung
des Sozialen Lernens.
Thesen aus dem Diversity-Training
- Es bedarf keiner Hierarchisierung von
Unterdrückung.
- Alle Formen von Unterdrückung stehen miteinander in
Zusammenhang.
- Die Konfrontation mit Unterdrückung nützt den
Einzelnen.
- Sich auf Scham und Schuld zu konzentrieren, nützt
niemandem, dagegen hilft Verantwortungsübernahme allen.
- Die Konfrontation mit sozialer Ungerechtigkeit ist
schmerzhaft und herausfordernd zugleich.
Folgende Kategorien können zur Verdeutlichung
herangezogen werden:
- Geschlecht (Mann - Frau - ...),
- Sexuelle Orientierung (Heterosexuell - lesbisch,
schwul, bisexuell),
- Klasse (Arbeitende - Arbeitslose, Städter - Bauern,
Besitzende - Arme),
- Behinderung (nicht-behindert - körperlich / geistig
behindert, gesund - krank),
- Hautfarbe (weiß - schwarz/farbig)
- Herkunft (Deutsch - Türkei, Sinti, Polen)
- Alter (Vierzigjährige - Kinder, Jugendliche, Alte),
- Religion (Christentum - Judentum, Islam, Zeugen
Jehovas, AtheistInnen)
- Kultur (dominante Kultur - Minderheiten)
Literatur:
Czollek, L.C. & Weinbach, H.
Gender- und Gerechtigkeitstrainings: Machtverhältnisse
begreifen und verändern, In: Rosa-Luxemburg-Stiftung,
Nohr, B.& Veth, S. (Hrsg.), Gender Mainstreaming -
Kritische Reflexion einer neuen Strategie, Berlin,
Dietz, 2002, S.112-122
Döge, P.
Ausblick: Vom Gender Mainstreaming zum Manageing
Diversity, In: ders., Gender-Mainstreaming als
Modernisierung von Organisationen - Ein Leitfaden für
Frauen und Männer, Berlin, Institut für
anwendungsorientierte Innovations- und Zukunftsforschung
e.V. 2002, S.59-60
Gehe:
SIVUS als politisches Konzept.
Geschlechterdemokratie
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